Wenn eine Heilung möglich ist, spricht man von kurativer Strahlentherapie. Sie kann sowohl bei einem sichtbaren Tumor zum Einsatz kommen, als auch zum Beispiel nach einer Operation, wenn man zwar keinen mehr Tumor mehr sieht, aber annimmt, dass z.B. im Operationsgebiet noch vereinzelte Tumorzellen zurückgeblieben sind. Diese sollen durch die Bestrahlung vernichtet werden (adjuvante postoperative Strahlentherapie).
Einige Beispiele für die Heilung von sichtbaren Tumoren durch eine alleinige Strahlentherapie: Prostatakarzinom, Stimmbandkarzinom, Lymphdrüsenkrebs, Hautkrebs. Beispiele für eine Heilung von Tumoren durch eine Radiochemotherapie: Kopf-Hals-Tumoren, Lungentumoren, Analkarzinome, Blasenkarzinome, Gebärmutterhalstumoren.
Beispiele für die Bestrahlung nach Chirurgie: Nach organerhaltender Operation bei Brustkrebs und die Nachbestrahlung bei Tumoren des Hals-Nasen- und Ohrenbereichs.
Ist eine Heilung der Tumorerkrankung nicht möglich, so kann durch eine Strahlentherapie eine Linderung tumorbedingter Symptome und manchmal auch eine Lebensverlängerung erreicht werden. Vor allem Schmerzen sprechen häufig besonders gut auf eine Bestrahlung an. So kann beispielsweise bei Knochenschmerzen, die durch Metastasen bedingt sind, in ca. 80 Prozent eine Linderung durch Bestrahlung erzielt werden. In vielen Fällen baut sich der Knochen wieder auf und Knochenbrüche werden so verhindert. Auch Atemnot, Schluckbeschwerden, Lähmungen, Harnstauung, Lymphstau oder Blutungen können häufig günstig beeinflusst werden. Damit ist die palliative Strahlentherapie bei vielen Tumorpatienten eine sehr effektive Maßnahme zur Verbesserung der Lebensqualität.
Mit dem Begriff der «Oligometastasierung» definierten Hellmann und Weichselbaum 1995 ein Stadium der begrenzten Metastasierung, als Zwischenstadium zwischen örtlich begrenzter und systemischer Erkrankung. Während dieses Stadium noch vor wenigen Jahren als selten eingestuft wurde, erlauben Fortschritte in der Diagnostik heute eine frühzeitige und häufigere Erkennung einer Oligometastasierung, was wiederum therapeutische Konsequenzen mit sich bringt.
Hellmann und Weichselbaum postulierten in ihrer 2011 überarbeiteten Veröffentlichung zwei mögliche Paradigmenwechsel für die Behandlung metastasierter Tumorleiden:
- Aufgrund der kaskadenartigen Hierarchie der Metastasierung eröffnet die Kontrolle des Primärtumors in Kombination mit einer definitiven Therapie der Oligometastasen einen kurativen Therapieansatz.
- Lokal ablative Therapien können die nach Applikation einer Systemtherapie persistierenden Metastasen eliminieren. Daher spielt die Hochpräzisions-Strahlentherapie für wenige Metastasen heute eine wichtige Rolle. Die Obergrenze dafür ist nicht genau festgelegt. Häufig geht man davon aus, dass sie bei drei oder fünf Stellen, an denen sich der Tumor befindet, liegt.