UNIVERSITÄTSKLINIK FÜR STRAHLENTHERAPIE

Stereotaxie: im Gehirn und außerhalb davon

Die stereotaktische Bestrahlung ist eine technisch besonders komplexe Sonder­form der hypofraktionierten Strahlen­therapie, bei der in wenigen Fraktionen (üblicherweise 3-5), also hypofraktioniert, hohe Einzeldosen bei verringerter Gesamtdosis verabreicht werden. Von „Radiochirurgie“ spricht man, wenn die Behandlung in nur einer ein­zigen Sitzung erfolgt. Es han­delt sich hier allerdings nicht um ein „Strahlenmesser“, sondern um eine Hochpräzisionsbestrahlung, bei der das Gewebe außerhalb der Tumorregion best­möglich geschont wird.

Hierfür können Navigationssysteme ein­gesetzt werden, mit denen bestimmte Fixpunkte im Körper angesteuert und genaue Koordinaten des Zielgebietes dreidimensional ermittelt werden. Um eine präzise Übertragung der geplanten Bestrahlungsdaten zu ermöglichen, wird der Kopf oder Körperabschnitt des Patienten üblicherweise mit einer Maske oder einem speziellen Lagerungssystem fixiert. Solche Masken können in einem starren Rahmen festgeschraubt werden, um möglichst auch kleinste Bewegungen zu verhindern. Bei Einsatz der bildgesteuerten Bestrahlung kann auf solche starren Systeme weitgehend verzichtet werden, da eine „online -Überprüfung“ der Position des Zielgebietes möglich ist. Aus physikalischen und strahlenbiologischen Gründen kommt diese Technik nur bei kleinen Tumoren oder Metastasen (z.B. in Gehirn, Lunge oder Leber) zum Einsatz.

Stereotaktische Bestrahlungsmethoden wurden bereits in den fünfziger Jahren für die Bestrahlung von Hirnläsionen entwickelt. Seit der Zeit um die Jahrtausendwende hat sich die Anwendung der Stereotaxie auch außerhalb des Gehirnes rasant weiterentwickelt. Diese Art der Therapie wird auch als Körper Stereotaxie bezeichnet (stereotactic body radiotherapy, SBRT).

Diese Bestrahlung wird häufig in der Lunge und in der Leber eingesetzt, aber auch in der Bauchspeicheldrüse und in der Niere. Die wesentlichen Merkmale der SBRT sind hier aufgeführt:

  1. die SBRT kann mit herkömmlichen Linearbeschleunigern durchgeführt werden, die mit entsprechender bildgeführter Technologie (IGRT) ausgestattet sind. Es gibt auch spezielle Geräte dafür.
  2. Die Hochpräzisionstherapie setzt eine entsprechende Qualitätssicherung voraus. Eine klinische Voraussetzung ist eine akkurate Ausbreitungsdiagnostik, damit die Indikation akkurat gestellt werden kann (in Tumorboards). Die Bildgebung ist vierdimensional: d. h. in allen Ebenen des Raumes und auch der Zeit, wobei im wesentlichen die Atembewegung relevant ist, um entsprechend den Tumor in jeder Atemphase zu treffen und die Nachbarorgane zu schonen. Die Behandlung findet hochkonformal statt und ist für jede einzelne Sitzung bildgeführt (IGRT). Die Lagerung des Patienten übersteigt die für eine normale Radiotherapie in der Präzision. Die Physik wendet spezielle Kautelen an, um die Qualität sicherzustellen.
  3. Die Dosen der Strahlentherapie sind mindestens gleichwertig der einer konventionellen Bestrahlung.
  4. Die Strahlentherapie wird in wenigen Fraktionen appliziert, wobei die Obergrenze bei zwölf Fraktionen liegt. Die Adaptierung der Einzeldosis und der Gesamtdosis an das Volumen und die Lagebeziehung zu Nachbarorganen ist essenziell.
  5. Das Zielvolumen ist präzise lokalisiert durch bildgebende Verfahren, die der zu behandelnden Region entsprechend geeignet sind. Gleichzeitig muss das Zielvolumen räumlich von kritischen Risikoorganen trennbar sein, ohne dass eine diffuse Infiltration in diese Strukturen vorliegt. Nur der makroskopische Tumor und kleine, unmittelbar anliegende Volumina einer potentiellen mikroskopischen Ausdehnung sind bei der SBRT Ziel der Behandlung.

Letzte Änderung: 27.08.2024 - Ansprechpartner:

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